Die damalige Ingenieurschule für Fertigungstechnik in Iserlohn wurde im Jahr 1948 gegründet. Im Wintersemester 1950/51 studierten ca. 100 Studenten in 5 Semestern. Von diesen Studenten waren ein wesentlicher Teil 25 bis 35-jährige, die viele Jahre ihrer Jugend im Krieg und in der Kriegsgefangenschaft verloren hatten. Unter ihnen bestand der Wunsch und oft der Zwang, das Studium so schnell wie möglich erfolgreich zu beenden. Nicht selten mussten sie sofort nach dem Studium die Nachfolge als Firmenchef im Unternehmen der Eltern antreten. Aus dieser Situation heraus entstand im damaligen 2. Semester der Wunsch, Freundschaften, möglichst auf Lebenszeit, zu schließen, die Abende in der Woche und die Wochenenden gemeinsam zu verbringen, gemeinsam zu lernen aber auch interessant zu gestalten. Später, im Berufsleben, erhoffte man sich, durch Erfahrungsaustausch, den eigenen Erfolg zu erhöhen und verlorene Jahr aufzuholen.
Eine Verbindung zu gründen, daran hatte Niemand gedacht, war doch der Verbindungsgedanke verbunden mit Uniformierung, Comment, Gleichschaltung und Verpflichtung. Man wollte Freundschaft, gegenseitige Unterstützung und Hilfe während des Studiums und später im Beruf. Der Leser sollte sich vorstellen, was es heißt, im 5 bis 7 Jahre währenden Kampf um das Überleben das Lernen verlernt zu haben. Und so meinte man, mit der Gründung einer Bundes- Bruderschaft dieser Vorstellung sehr nahe zu kommen.
Horst Schrader und Dieter Hartmann warben in den damaligen 3. und 2. Semestern für die Gründung einer Solchen. Unterstützt wurden sie von Kurt van Bracht im 3. und Friedrich-W. Bracht und Heinz Lenze im 2. Semester. Die Gründungsversammlung fand wahrscheinlich im Restaurant Pfänder im Sack statt, dem damaligen Stammlokal aller auf Zeit in Iserlohn wohnenden Ingenieurstudenten. Weniger wahrscheinlich war als Gründungslokal das Deutsche Eck, das wegen seines Stamm-Mittagessens zu DM 1,35 besonders beliebt war.
Und weil die beiden Ersten der Gründergruppe – Horst Schrader und Dieter Hartmann - aus Niedersachsen kamen, wurde ihr Heimatlied, das Niedersachsenlied auch zum Lied der Bruderschaft. Das war die Geburtsstunde der Bundesbruderschaft Widukind.
Als sich die Bundesbruderschaft Widukind unter ihrem ersten Vorstand Horst Schrader, Friedrich-Wilhelm Bracht und Dieter Hartmann fest etabliert hatte, und immer auch der Unterstützung von Baurat Meyer und Schulrat Schlesinger sicher war, wurde das Gold-Rot-Weiße Band als Zeichen der Verbundenheit und Abzeichen zum Tragen am Anzug eingeführt. Tönnchen wurden bestellt; wie zahlreich sie getragen wurden, ist unbekannt. Der Unterzeichner ist aber selbst stolzer Träger des Originals von damals. Nach und nach nahm die Bundesbruderschaft verbindungsähnliche Züge an. Besonders bei Kneipen wurden studentische Bräuche und Gepflogenheiten immer häufiger. Zur Gewinnung neuer Mitglieder und deren Einweisung wurde ein Fuxmajor gekürt.
Zum 1. Verbindungsfest im Kurhotel in Bad Marienbrunnen wurden Baurat Meyer und Schulrat Schlesinger zu Ehrenmitgliedern ernannt. Beide nahmen die Ehrung mit Stolz und Freude an.
Wie bei jeder Neugründung wechselten Höhe- und Tiefpunkte im Leben der Verbindung mehrmals. Die Gründergeneration hielt untereinander festen Kontakt. Durch die stark unterschiedliche Erlebnis- und Erfahrungswelt gestaltete sich die Bindung zur nachfolgenden Generation schwierig; den Alten Herren ging der Kontakt zur Aktivitas zunächst verloren. Doch das ist Geschichte.
Jede studentische Verbindung lebt und gedeiht von dem Einsatz der Alten Herren. Sie helfen sich gegenseitig durch Erfahrungsaustausch und mögliche Unterstützung. Das gilt auch im familiären Bereich.
Sie sollten aber auch – oder gerade - den angehenden Ingenieuren mit ihrer Erfahrung bei der Berufs- und Firmenauswahl zur Verfügung stehen. Hier schlummert ein Potenzial, das von den angehenden Jungingenieuren besser erkannt und genutzt werden könnte.
In dieser Beziehung sehe ich für die T.V. Widukind noch Entwicklungsbedarf. Dieser liegt in der Bereitstellung durch die Alten Herren und in der „Vermarktung“ bei den Studierenden insbesondere durch die Aktiven.
Die T.V. Widukind ist mit ihrer Konstanten heute für die Alten Herren und der Aktivitas zu einem festen Hort der Begegnung, der Erinnerung und der Freude geworden. Das zu pflegen, sollte unser aller Aufgabe sein.
„Treue und Freundschaft für das ganze Leben“ - Nehmen wir dieses Vermächtnis an, so können wir stolz sein, uns unserer T. V. Widukind verpflichtet zu haben.
MITGRÜNDER (XXX), EHREN CHARGE
© T. V. Widukind zu Iserlohn - Impressum